Sichtbar - Nutzbar.

Wie aus informellen Erfahrungen formelle Kompetenzen werden: Formen der Zertifizierung

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Textauszug

 

Einleitung

Kapitel 1

Qualifikation, Kompetenzen: informelles Lernen

1.1 Klassifikation verschiedener Arten von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen

1.2 Vergleich von Schlüsselqualifikationen und Schlüsselkompetenzen

 

Kapitel 2

informelles Lernen: un/sichtbar

2.1 Klassifikation verschiedener Lernformen und Lernergebnisse       

 

2.2 Kontinuum: formell - informell - nonformell

 

Kapitel 3

Formen der Erfassung: sichtbar - messbar

3.1 Kompetenzerfassung

3.2 Kompetenzfeststellung: Testierung

 

Kapitel 4

Formen der Zertifizierung: sichtbar - nutzbar

4.1 Teilnahmebescheinigung

4.2  Zertifikat     

Resümee

 

Anhang

                                                                                                 

Einleitung

 

Eine gewachsene Anzahl von Institutionen auf dem Bildungsmarkt, die Qualitätsmanagementsysteme auch bezüglich ihrer Bildungsarbeit nutzen und mit ihren errungenen Zertifikaten und Ranking-Plätzen explizit um Auftraggeber und Teilnehmende werben, bieten für Individuen die Zertifizierung von non- und informellen Kompetenzen als wichtigen Teilaspekt ihrer Arbeit an oder offerieren dies gar als ihr Hauptangebot.

Im aktuellen Spannungsfeld von reduzierten Fördermitteln für Bildungsträger – etwa bezüglich der sog. AGHs (Arbeitsgelegenheiten gem. § 16 SGB II seit 2011) – und der gewünschter Akquise von sog. Selbstzahlern – stellt  das Gebiet der Zertifizierung nonformeller Teilnehmerkompetenzen ein neueres, zusätzliches Geschäftsfeld dar.

Gesellschaftlich-politisch wird Vergleichbarkeit und Transparenz von Bildungswegen und Lernergebnissen sogar als Basis für die Integration benachteiligter Arbeits- und Ausbildungsplatzsuchender postuliert.

Als besonders diskussionsbedürftig stellt sich dabei Art und Umfang der Kompetenzen des zu fördernden Personenkreises dar. Jährlich wiederkehrend zu Beginn des Ausbildungsjahres flammt z.B. die Klage über die anscheinend so schlechte Vorbereitung der Schüler auf das Berufsleben auf:

Schüler seien „nicht ausbildungsreif“ und hier wird – neben fehlenden Basiskenntnissen in Mathematik und Sprachen – hauptsächlich der Mangel an Pünktlichkeit, Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit etc. genannt.

Diese Schlüsselqualifikationen gehören dabei größtenteils zum Gebiet informeller und nonformeller Kompetenzen einer Person.

In den letzten Jahren ist an diesen nicht erfassten, nicht messbaren/gemessenen, bisher „unsichtbaren“ Kenntnissen und Fertigkeiten ein verstärktes Interesse zu beobachten (Hitzler/Pfadenhauer 2004), vor allem bezüglich der beruflich relevanten Qualifikationen und Kompetenzen.

Die Sichtbarmachung dieser Fähigkeiten steht dabei vor Problemen der Erfassung und ‚Nutzbarmachung‘ auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere bezüglich der Akzeptanz durch Arbeitgeber. Hierzu sind Kompetenzfeststellungsverfahren und Zertifizierungsprozesse nötig.

(…)

 

Informelles Lernen i.e.S. meint alle Lernarten, die keinerlei Vorschriften oder gesetzlichen Regelungen unterliegen und nicht beabsichtigt werden und Lernenden (und oft sogar Lehrenden) mehr oder weniger unbewusst bleibt[1] und daher nur zufällig oder beiläufig stattfindet – und das zumeist außerhalb jeder Institution, außerhalb von Lernorten.



[1] Einige Forscher schließen rein unbewusste Lernprozesse aus bzw. geplante und bewusstes Lernen ausdrücklich mit in den Bereich informellen Lernens ein (etwa Christiane Schiersmann 2007, 40 bzw. 8); s. Fußnote 18.

Wenn eine Lernform innerhalb des formellen Bildungssektors (Primar-, Sekundarstufen, Tertiärbereich, = zentral) verpflichtend stattfindet und zertifiziert wird – sowie mindestens eine der folgenden Kriterien aufweist: bewusst, beabsichtigt, geplant, strukturiert (= formal) und zertifiziert, dann handelt es sich um formelle Bildung.

 

Wenn eine Lernform außerhalb des formellen Bildungssektors, aber an einem Lernort stattfindet (=zentral oder dezentral), bewusst und geplant ist/wird - sowie mindestens eine der folgenden Kriterien aufweist: freiwillige bzw. zumindest nicht gesetzlich vorgeschriebene Teilnahme, beabsichtigt, strukturiert (= formal) und zertifizierbar, dann handelt es sich um non-formelle Bildung.

Wenn eine Lernform an Lernorten / in Lernsettings stattfindet, die nicht als Bildungsort dienen oder gedacht sind (=dezentral meist) und unbewusst bleibt – sowie mindestens eine der folgenden Kriterien aufweist: zufällig, beiläufig, unstrukturiert, ungeregelt, nicht zertifiziert/zertifizierbar, dann handelt es sich um informelle Bildung.

(...)

Diese Feindifferenzierung kann – anhand verschiedener Komplexitäts-, Formalisierungsgrade und abweichendem Anwendernutzen – folgendermaßen systematisiert werden:

·         Zertifikat 1. Ordnung = qualifiziertes Zertifikat bzw. Zeugnis


·         Zertifikat 2. Ordnung = komplexe, qualifizierte Teilnahmebescheinigung


·         Zertifikat 3. Ordnung = einfache Teilnahmebescheinigung


(...)